Ansprache des Ortsbürgermeisters anlässlich des Volkstrauertages 2022

Spabrücken, den 02.11.2022

Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Wer hat diesen, von Carl Sandburg stammenden, aber immer wieder Bert Brecht zugeschriebenen Satz nicht schon gehört und einer gewissen Sympathie bedacht?

Das Schriftwerk geht aber weiter:

Dann kommt der Krieg zu Euch! Wer zu Hause bleibt, wenn der Krieg beginnt und lässt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes!

Warum sage ich diese Worte, anlässlich des Volkstrauertages?

Wir sind es gewohnt, an dieser Stelle an die Opfer der Kriege, des Terrorismus und der faschistischen Gewalttaten zu erinnern.

Wir haben es immer in der Überzeugung gesagt und vernommen, dass das Ganze Vergangenheit ist und in Europa nicht wieder vorkommt, wenn wir bei uns aufpassen, dass sich braunes Gedankengut nicht breit machen kann!

Aber der Krieg ist wieder da!

Es geht Herrn Putin und seinen vielen Gefolgsleuten nicht nur darum, die Ukraine zu erobern. Nein, er sieht den ganzen Westen, vor allem seine Freiheit als Feind, als Bedrohung, die es zu vernichten gilt.

Wie bei uns im 3. Reich bestimmt heute in Russland die Machtelite und nicht das Volk die Richtung! Wie damals nimmt die Machtelite keinerlei Rücksicht auf die eigenen und auf die überfallenen Menschen. Unbeirrt durch moralische Aspekte geht sie erbarmungslos ihren Weg.

Wie jeder weiß, kommt bei dem Gierigen der Appetit beim Essen.

Der Nationalsozialismus in Deutschland konnte nicht von innen beseitigt werden. Ohne den Kampf der Engländer und der Amerikaner, die selbst nicht bedroht waren, hätte sich das Regime viel länger halten können. Es wären noch viel mehr Menschen umgebracht worden.

Der Westen muß den Ukrainern noch lange helfen, sich zu wehren. Die Überfallenen kämpfen zwar nicht für uns, aber wir profitieren von ihrem Kampf!

Wenn uns dieser Krieg viele Zumutungen bringt, müssen wir immer wieder sagen, wir haben keine Alternative dazu, den Aggressor aus zu bremsen. Verhandeln ist zur Zeit nicht möglich. Das Wort eines Vladimir Putin ist nicht mehr wert als das eines Dr. Göbbels.

Ich hoffe, dass die Ukraine sich auch mit unserer Hilfe lange genug wehren kann, um uns zu ersparen, selbst zu den Waffen greifen zu müssen.

Keiner möchte, dass wir an diesem Ort neue, eigene Kriegstote beklagen müssen.

 

Johannes Thilmann, Ortsbürgermeister