Auszüge aus unserer Geschichte


„Das Wappen zeigt in blauem Schild einen schwarzen Turnierkragen*, begleitet
von drei goldenen Lilien"


Genehmigungsurkunde vom 4. April 1950 für das Wappen: 
Az. (Rheinland-Pfalz. Ministerium des Innern)

 

Das zwischen Soonwald und Gauchsberg im Soonvorland gelegene Dorf Spabrücken erscheint in frühen urkundlichen Belegen als "Spachbrukken" oder ,,Spachbrucken". Der Ortsname wird allgemein als eine Brücke bzw. Damm über eine feuchte Stelle gedeutet. Diese Brücke entstand durch sog. ,,Spachen" (Reisigbündel), die in die Längszwischenräume der zusammengebundenen Stämme gelegt wurden.

 

Wesentlich älter als das Dorf Spabrücken sind seine beiden Ortsteile ,,Unterhub" und ,,Oberhub". Sie lagen an einer nach Mainz führenden Römerstraße und halten die Erinnerung an eine ,,Hubstatt" aufrecht, eine Bezeichnung, die sich oftmals auf ehemals römisch besiedeltes Gebiet bezieht.

Wahrscheinlich waren die Herren von Bolanden vom mainzischen Schöneberg aus in diesen Raum vorgedrungen.

 

Ab etwa 1170 gehörte das Dorf zur neuen Ritterherrschaft Dalberg / Wallhausen 342 und somit bis auf wenige Gülten und Renten des Klosters Eberbach ganz den Herren von Dalberg. Eberbacher Klosterbesitz befand sich u. a. auf dem linken Ufer des Gräfenbaches im Gebiet um Spabrücken.

 

Um 1170 tauchte ein Freier namens ,,Giselberthus de Spachbrukken" in einer Urkunde des Pastors Godefried von Wallhausen auf. Der Ort war also eine Rodung im Speyerer Lehensbezirk. Weitere mittelalterliche und spätere Nachrichten beziehen sich insbesondere auf die Kirche (s. Rubrik "Kirchen").

 

Auf der verhältnismäßig großen, überwiegend bewaldeten Spabrücker Gemarkung befanden sich mehrere frühere Siedlungen, die zwischenzeitlich längst aufgegeben und wüstgefallen sind:

 

Im Jahre 1227 werden Schlierschied und Wolfenroth genannt, die an einem alten Weg von Argenschwang nach Spabrücken lagen. Schlierschied* ist noch in der Spabrücker Flurbezeichnung ,,Im Schlierschied" enthalten und lag in einer aus Wiesen und versumpftem Ödland bestehenden Quellmulde.

 

Im Jahre 1547 wurde von dem Abgang des Ortes gesprochen. Die Einwohner Schlierschieds und Spabrückens bildeten eine Gemeinde. Um 1548 waren noch ,,zu Schlierschiede” zwei Häuser, ein Garten und ein Baumgarten" vorhanden.

 

Das andere wüstgefallene Wolfenroth lag etwas südlicher an der Grenze zu Argenschwang. Die Spabrücker Flurnamen ,,Wollratherwies", ,,Wolrath", ,,Wolfratherstein", ,,Wolgeroth" halten noch heute die Erinnerung an diese aufgegebene Siedlung wach.

 

Das Sponheimer Gültbüch aus dem Jahre 1438 bezeichnet Wolfenroth als unbewohnt, jedoch wurde dort 1584 wieder ein Haus erwähnt, was auf eine zumindest zeitweise Wiederbesiedlung schließen lässt.

 

Im 16. Jahrhundert nutzten Dalbergische und Layensche Untertanen die ehemals zu Wolfenroth gehörende Gemarkung.

 

Ebenfalls im Sponheimer Gültbuch 1438 wird das ,,nuwe dorf' (,,Neudorf") erwähnt, auf das die Spabrücker Flurnamen "Neudorf" und ,,In der Neudorfer Hohl" hinweisen. Diese Gruppensiedlung fiel im 15. Jahrhundert wüst - vermutlich, weil die kalk- und nährstoffarmen Quarzitböden einen kontinuierlichen Ackerbau nicht lohnten.

 

Neudorf war die einzige Wüstung im Landkreis Bad Kreuznach. die später noch einmal wiederaufgebaut werden sollte. Im Jahre 1710 richteten neun Familien aus Wallhausen, Schöneberg, Hergenfeld, Mandel und Genheim an den Kürfürsten in Heidelberg ein Gesuch, dieses Dorf wieder aufzubauen. Aufgrund der ablehnenden Haltung des Oberförsters wurde diesem Anliegen jedoch nicht entsprochen. Dieser Förster fürchtete um seine Rotwildbestände. Östlich des Ortsteiles Oberbub befindet sich eine nach Südosten eingesenkte Quellmulde mit Wiesen und Heideflächen. Zwischen dieser Flur und dem Wald Göbus verlief ein wichtiger Weg, heute als Wallfahrtsweg von Schöneberg nach Spabrücken mit Stationen ausgebaut.

Dort liegen Teile der Flur des ausgegangen Ortes ,,Gismanneshausen". Ein Kreuz neben der Pestkapelle am Waldrand weist auf die Jahreszahl 1642 hin.

 

Auch die ins 18. Jahrhundert zurückgehende Gräfenbacherhütte muss zumindest teilweise als Wüstung angesprochen werden.

 

Bergbau und Industrie Gräfenbacher Hütte

Die wichtigsten Standortfaktoren zum Betreiben der Gräfenbacher Hütte waren die Wasserkraft des Gräfenbaches, die umliegenden weitflächigen Laubwälder des Soonwaldes zur Holzkohleproduktion, die oberflächennahen Eisenerzvorkommen in Form von ,,Wasemerzen" und ausreichende Arbeitskräfte in den benachbarten Dörfern.

 

Die auf Spabrücker Gemarkung liegende Gräfenbacher Hütte besitzt den einzigen freistehenden Hochofen in Westdeutschland aus dem Jahr 1830. Sie gilt daher als technisches Denkmal von hohem Rang.

 

Die Anfänge der Gräfenbacher Hütte im oberen Gräfenbachtal reichen in das frühe 18. Jahrhundert zurück. Der kurpfälzische Jagdrat Georg Wolfgang Hügel und Oberförster Geisweide entdeckten im Soonwald Eisenerzablagerungen. Hügel, Geisweide und der Eisenhammerbesitzer Hans Georg Koch aus Neunkirchen baten den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz um die Vergabe eines Erbbestandbriefes. der ihnen die Schürfrechte für die Erze übertragen sollte. Dieser Erbbestandsbrief stellt gleichzeitig die Gründungsurkunde für die Gräfenbacher Hütte dar. Am 2. Juni 1712 bewilligte der Landesherr dieses Gesuch. Als jährliche Pacht mussten 186 Gulden an die kurpfälzische Hofkammer entrichtet werden.

 

Noch zwei weitere Einzelgebäude auf der Spabrücker Gemarkung reichen als Neusiedlung in das 18. Jahrhundert zurück: Zwischen 1710 und 1720 entstand der Hof Reichenbach durch Forstmeister Finder, der Hof Aschborn durch den Förster Endemann und die Bauernfamilie Schuriemen.

 

* wir meinen, dass es sich um unsere alte Spachbrukken handelt.       
* “In Schlierscheid”


zgst. Dieter Roßkopf